...sie laden mich ein, sie zu gestalten...sie gestalten sich selbst und mich mit...wir finden unsere Gestalt...
Da sind sie wieder, diese verhassten "ach, zwei Seelen in deiner Brust", die sich verbissen um den heißbegehrten Platz in der Mitte deiner Seelenwohnlandschaft streiten... Gut oder schlecht? Schön oder schirch? Du weinst und lachst... und kommst dir ziemlich blöd dabei vor.
...könntest alles gleichzeitig denken und auch nichts, weil Eines dem Anderen im Weg steht: kaum fühlst du dich glücklich, bricht der große Zweifel über dich herein; lässt du das große Unglück zu, straft dich die Zufriedenheit Lügen. Kommt die Liebe, schägt ihr der Hass auf den Kopf; ist der Hass da, streichelt ihn die Liebe tot. Was jetzt? Wie jetzt? Rat- und fassungslos schaust du zu, wie um den besten Sitzplatz auf der Couch gekämpft und mit Büchern, Kleinkram und Möbelstücken wild aufeinander geschossen wird, ...und wie deine Lieblingsstücke zu Bruch gehen (...und wunderst dich über die destruktive Effektivität der liebevollen Kampftechnik...).
Dann kommt er daher, dieser geliebte, gescheite Mensch und fragt dich, wie es dir denn so gehe. Du sagst: "Ziemlich beschissen!" und schilderst ausführlich und das ersehnte Mitgefühl erwartend dein ungutes Befinden. Er nickt wissend, streicht sich über die Stirn und sagt bedächtig: "Ach, das ist doch nichts Außergewöhnliches, du bist einfach nur >ambivalent<", und du würdest liebend gerne liebevoll zuschlagen (wofür du dich wiederum natürlich verabscheust). Du murmelst nur schluchzend: "Das macht aber meine Lieblingsvase, die du mir letzten Sommer von deinem Familienurlaub mitgebracht hast, auch nicht wieder ganz", drehst dich um und gehst zurück zu deinem Scherbenhaufen.
...doch jetzt weißt du wenigstens mit Sicherheit, dass es ein Wort für diesen Zustand gibt, falls er dich jemals wieder nach deinem Befinden fragt, um dann - mit oder ohne Liebe, aber jedenfalls ohne Selbstverachtung und ganz eindeutig - zuzuschlagen.